Xx, §. 8. Verdunkelung des Glanzes unter den letzten Ottonen. 379
geistreiche und ehrgeizige Wittwe. Beide Frauen führten durch Hülfe
des trefflichen Willigis, Erzbischof von Mainz, das Reichsregiment
mit einer Umsicht und Festigkeit, daß es nur einiger großer Thaten
des jungen Königs bedurft hätte, um schnell den Kaiserthron wieder
mit seinem frühern Glanze zu umgeben. Aber diese Thaten blie-
den aus. Allzu früh war der wohlunterrichtete königliche Knabe, „das
Wunder der Welt", in die selbständige Verwaltung seines Reiches
eingetreten, allzu unklare und jugendlich überspannte Phantasieen zogen
noch durch seine Seele; er setzte sich Ziele, die er nimmermehr errei-
chen konnte, nicht mehr wollte er Sachse, nicht mehr Deutscher sein;
Grieche von Geburt, Römer durch seine Würde, wollte er Rom wieder
zur Hauptstadt der Welt, sich selbst zum altrömischen Imperator ma-
chen. Mittlerweile aber, während er seine geringe Lebenskraft in
überschwenglichen und unausführbaren Versuchen und Plänen ver-
zehrte, wankte ihm schon der Boden unter den Füßen. Vcrrath und Ab-
fall zeigte sich an allen Orten. Die Dänen hatten die deutsche Herrschaft
abgeworfen, die Wenden das alte Heidenthum wiederhergestellt, Polen,
Böhmen und Ungarn sich der deutschen Oberherrlichkeit — zum Theil
mit Wissen und Willen des „römischen" Kaisers — entzogen. In
Frankreich hatte das neue Königsgeschlecht des Hugo Cap et (seit
987) die letzten Karolinger völlig beseitigt und arbeitete mit Erfolg
daran, das weftfränkische Reich von dem deutschen Einfluß gänzlich zu
befreien. Italien war von der Südspitze bis zu den Alpen in vollem
Aufruhr und kaum konnte die Leiche des kaiserlichen Jünglingö (1002)
den wiederholten Anfällen italischer Kriegsfürsien durch seine Getreuen
entzogen und über die Gebirge in die Gruft seiner Ahnen hinüberge-
rettet werden. Das stolze Gebäude des großen Otto schien mit dem
Tode und durch die Schuld seines Enkels zusammenzubrechen.
Aber wenn auch die äußere Machtfülle des Kaiserthums von den
beiden Jünglingen nicht in ihrem ganzen Umfange gewahrt werden
konnte, so haben sie doch anregend und befruchtend auf die innere Ent-
wicklung des deutschen Geistes und der Kirche eingewirkt. Schon die
Verbindung mit Italien, welche der große Otto eröffnet hatte, die
fortwährenden Römerzüge, an welchen fast alle deutschen Fürsten und
unzähliges Volk sich belheiligten, mußten die Resie der altrömischen
Bildung, die sich noch in Italien erhalten hatten, weithin über die deut-
schen Länder'verbreiten. Dazu kam noch die neuangeknüpfte Verbin-
dung mit dem griechischen Hofe und die Regentschaft dertheophano
und die gelehrte Erziehung, welche der junge Otto empfing. Da
sammelten sich von allen Seiten her gelehrte Männer an dem Hofe des
jungen Kaisers, da fing man wieder an zu studiren, zu schriftstellern,
zu dichten, zu philosophiren. Es wurden wieder künstlerische Versuche
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Extrahierte Personennamen: Vcrrath Otto Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Rom Polen Ungarn Frankreich Hugo_Cap Italien Italien Italien
400
Xxi. §. 5. Kreuzzug wider die Wenden.
senherzögen eingesetzten Markgrafen im Wendenland und die Erz-
bischöfe von Magdeburg hatten nun fast hundert Jahre hindurch zu-
gesehen, wie alle christlichen Stiftungen im Wenden lande zwischen
Elbe und Oder immer auf's Neue wieder von den empörten Heiden
vernichtet wurden, also daß auf dem rechten Elbufer nur gar wenig
Christen zu finden waren. Als nun Bernhard von Clairvaux
im Namen des Papstes Eugen die Deutschen zur Kreuzfahrt nach
Jerusalem aufforderte, antworteten mehrere norddeutsche Fürsten ganz
verständig: sie hätten Heiden genug in der Nähe zu bekämpfen und
brauchten deshalb nicht erst nach Asten zu ziehen. Dem frommen
Bernhard war solche Antwort höchst befremdend. Er hatte gar
nicht geglaubt, daß an den Grenzen, ja eigentlich im Schooße des
deutschen Reichs die Heiden seit Jahrhunderten von den christlichen
Fürsten in Ruhe gelassen wurden. Er strafte die Fürsten hart ob
solcher Säumigkeit und betrieb jetzt selbst die Unternehmung eines
Kreuzzuges gegen die heidnischen Wenden mit größtem Eifer. Die-
selben Gnaden und Segnungen wie den Kreuzfahrern gegen Jeru-
salem sollten denen zu Theil werden, die das wendische Kreuz näh-
men (1147). Es war ihrer eine ziemlich bedeutende Zahl, an der
Spitze der Herzog von Sachsen Heinrich der Löwe und dessen
Schwiegervater Herzog Konrad von Zähringen (dessen Besitzungen
im Elsaß, Baden, Schweiz und Burgund zu suchen sind). An 100,000
Streiter zogen mit ihnen. Sie theilten sich in zwei Haufen. Der
eine wandte sich gegen Niclot, den Obotritenfürst, dessen Reich an
dem Ufer der Ostsee entlang etwa von Lübeck bis nach Stralsund
reichte. Der andere zog von Magdeburg aus gegen die untere
Oder. Große Kriegsthaten sind freilich nicht geschehen; aber der
Hauptzweck des Zuges wurde erreicht. Der Schrecken über solch ein
gewaltiges, von kirchlichem Eifer erfülltes Heer war unter den Wen-
den so groß und wirkte so nachhaltig, daß überall das Christenthum
ohne Widerstreben zugelassen wurde. Ueberall wurden Kirchen und
Klöster, Domstister und Schulen neu gegründet oder wiederhergestellt;
Priester und christliche Ansiedler aus Deutschland kamen in's Land;
der Herzog von Sachsen und seine Grafen konnten ungestört und
mit fester Hand die christliche Herrschaft führen, und wenn auch lang-
sam, so ging doch Schritt vor Schritt das bisher so widerspenstige,
rohe, abgöttische Volk einer völligen Umwandlung entgegen. Der
letzte heidnische Tempel, der umgestürzt wurde, war der Tempel des
Svan tev i t auf der Nordspitze Deutschlands, zu Arcona auf Rügen;
er wurde 1169 von den Dänen zerstört.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Clairvaux Eugen Bernhard Heinrich_der_Löwe Heinrich Konrad_von_Zähringen Konrad
Xxi. §. 8. Die Zeiten des vierten Kreuzzuges. 409
Rückkehr vorüber, so hielt auch der Herr das widerchristliche Reich
nicht mehr aufrecht, sondern übergab es in das Verderben seiner
eignen Sündenschuld. Und als in Folge des Todes Saladin's
noch einmal im Abendland sich die Hoffnung auf bessere Erfolge
regte, als der gewaltige Hohenstaufe Heinrich Vi., Friedrich's
Sohn (1190 — 97), noch einmal einen großen Kreuzzug vorbereitete,
da griff die Hand Gottes wiederum sichtbarlich und wunderbar ein
und legte den kühnsten und mächtigsten der deutschen Kaiser in seiner
frischesten Jugendkraft — in dem Augenblick in den Staub, als seine
Heere begannen, sich nach dem Morgenlande in Bewegung zu setzen.
Schon bei der salischen Kaiserfamilie machten wir darauf auf-
merksam, wie sehr ähnlich ihre Geschichte der des ersten großen Kö-
nigs- und Kaiserhauses, des sächsischen, verlaufen sei. Noch viel auf-
fallender tritt diese Ähnlichkeit bei dem großen Hohenstaufengeschlecht
hervor. So wie Konrad Iii. uns wieder an den vorbereitenden
Heinrich I. und Friedrich I. an die lange, ruhmvolle und von
großen Erfolgen gekrönte Regierung Otto's des Großen erinnert, so
sehen wir in Friedrich's Sohne H einrich Vi. ein genaues Ab-
bild Otto's Ii. Dieselben jugendlichen Jahre, dieselben hochstreben-
den Gedanken, dieselbe geistvolle, obwohl irrende Politik, dieselbe
Richtung ihres Strebens nach Unter-Italien, dasselbe unvermuthete
Hinweggerafftwerden in der Mitte der stolzesten Entwürfe, dieselbe Un-
mündigkeit des hinterlassenen gekrönten Sohnes und der unheilvolle
Streit der langen Vormundschaft. Nur ist bei Heinrich Vi. Alles
noch stolzer, kühner, großartiger, schwunghafter und erfolgreicher, als
bei Otto. Nachdem es Heinrich gelungen war, das Erbreich seiner
Gemahlin Constanze, das schöne Neapel und Sicilien, an sich zu
bringen und somit Italien von einem Ende bis zum andern seiner
Herrschaft zu unterwerfen, fürchtete er sich auch vor keinem Papst
mehr. Denn jetzt war ja den Päpsten ihr bisheriger wichtigster Rück-
halt gegen alle kaiserlichen Angriffe, das Normannenreich in Süd-Jta-
lien, verloren und sogar in die Hände ihrer Gegner übergegangen. So
stand es jetzt zwischen Kaiser und Papst. Freunde und Helfer konnten
sie sich nicht mehr sein, sie waren nur noch eifersüchtige Nebenbuhler
und kämpften mit einander um die Weltherrschaft. So lange die Kreuz-
züge noch dauerten, lag die Weltherrschaft unbestritten in der päpst-
lichen Hand. Als Kaiser Friedrich und die Könige von Frankreich
und England nach Jerusalem aufbrachen, da erwies sich die gesammte
abendländische Christenheit noch einmal als ein großes einiges Ganze
unter der obersten Leitung des römischen Bischofs. Wie die Regimen-
ter eines gewaltigen Heeres strömten die Völker alle nach dem gleichen
angewiesenen Punkte hin, um nach dem Willen ihres Kriegsherrn, des
Papstes, wider die Feinde der Kirche zu kämpfen. Aber als die
Kampfeslust gebüßt war, da zeigte sich bald, daß auch der begeisterte
Gehorsam gegen den Papst vorüber war. Er mochte immer neue Auf-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Konrad_Iii Konrad Heinrich_I. Heinrich_I. Friedrich_I. Friedrich_I. Heinrich_Vi Heinrich Otto Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Neapel Sicilien Süd-Jta- Frankreich England Jerusalem
Xxi. §. 9. Innocenz in. oder die vollste Entfaltung ;c. 411
horsam dem einen römischen Bischof, dem Stellvertreter Gottes auf
Erden zu unterwerfen. Diese höchste Höhe erreichte das Papstthum
unter Innocenz Iii. (1198—1216). Er war in der That ein
Mann, der an Einsicht und Scharfsinn, an Gerechtigkeitsliebe und
sittlicher Haltung, an Kraft und Klarheit allen Fürsten jener Zeit bei
Weitem überlegen war, ein Mann, der leidenschaftslos und besonnen,
im vollen Gefühl seiner Würde, eben so ruhig als entschieden, in der
Sicherheit seiner zweifellosen Ueberzeugung von seinem Recht und sei-
ner Pflicht wirklich wie ein Gott auf Erden zu walten schien —
nur freilich wie ein staubgeborner sündiger Gott ohne Allmacht, ohne
Allwissenheit, ohne Ewigkeit, mit befleckter Heiligkeit und unzureichen-
der Liebe. Erst nachdem dieser beste, weiseste und gewaltigste der
Päpste die volle Weltherrschaft wirklich besessen und geübt hatte,
konnte die gesammte Christenheit und jede einzelne wahrheitsuchende
Seele sich gründlich und klar überzeugen, daß diese römische Welt-
monarchie doch am Ende nichts Anderes sei, als ein Wiederaufleben je-
ner altheidnisch-römischen Weltherrschaft, Kleid und Abzeichen des
Lammes, aber Stimme und Rede des Drachen. Denn „Sein Reich
ist nicht von dieser Welt." Damit also Solches erkannt würde, wurde
diesem größten Papst nach allen Seiten hin Raum gegönnt, daß er
unbeengt und ungehindert zeigen könne, was denn ein solcher Stell-
vertreter Gottes auf Erden unter den allergünstigsten Verhältnissen zu
leisten vermöge. Unmittelbar vor dieses Papstes Thronbesteigung
war dem mächtigsten der Hohenstaufen ein jähes Ende bereitet,
war das schöne, für den Papst so überaus wichtige sicilianische Reich
in die Hände eines schutzbedürftigen Weibes und eines hülflosen
dreijährigen Kindes (Friedrich H.) gelegt, waren die unbändigen
Stadtgemeinden des obern Italiens in solche Verwirrung (die Strafe
ihrer eignen Zügellosigkeit) gerathen, daß sie der päpstlichen Ein-
griffe und Entscheidungen sich nicht mehr entschlagen konnten. In
Deutschland war der furchtbare Kampf zwischen den Welfen (An-
hänger und Nachkommen Heinrich's des Löwen und Begünsti-
ger der Hierarchie) und den Ghibellinen oder Hohenstaufen, der
schon zu Kaiser Konrad's Zeit begonnen, auf's Reue zu einer
Alles verzehrenden, das deutsche Reich völlig zerrüttenden Wuth em-
porgelodert, also daß der Papst als höchster Richter zwischen die bei-
den sich bekämpfenden Könige treten, jetzt für Heinrich des Löwen
Sohn Otto Iv, jetzt für Heinrich's Vi. Bruder Philipp von
Schwaben sein oberherrliches Gewicht in die Wagschale legen, und
endlich seinen jugendlichen Schützling und Mündel, den heranwach-
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Extrahierte Personennamen: Innocenz Innocenz Innocenz_Iii Innocenz Friedrich_H. Friedrich Heinrich Heinrich Otto Philipp_von
Schwaben Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Italiens Deutschland
332 Xix. §. 5. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche.
der die bisher selbständig und willkürlich in ihrem Sprengel wirth-
schastenden Bischöfe unter feste Zucht stellte, durch strenge Regeln
zügelte und zum gemeinsamen Gehorsam gegen des Papstes Anord-
nungen verpflichtete. Es waren ja auch nicht eigentlich heidnische
Länder, wo er wirkte, sondern ste waren alle dem fränkischen Scepter
unterworfen, und das Ehriftenthum war überall schon gekannt und
verbreitet. Denn das ganze mittlere Deutschland bis zur Saale, und
die südlicheren Donauländer gehörten damals unter dem Namen
Austrasien zum fränkischen Reich. Hessen und Thüringen, der
Hauptschauplatz seiner Wirksamkeit, mochten noch am meisten Heiden-
thum aufzuweisen haben, und dort tritt seine missionarische Thä-
tigkeit auch noch am meisten hervor. Dagegen Bayern und Ale-
ni annien waren durch die irischen' und fränkischen Missionare schon
längst gänzlich dem Christenthum wiedergcwonnen. Es galt also nur,
die dortigen Bischöfe nach festen Regeln unter eine gemeinsame Ober-
leitung zu ordnen. Das that Bonifacius, indem er das Erzbis-
thum Mainz zur obersten geistlichen Stelle (Primat) machte, dem
alle Bischöfe in Austrasien untergeordnet waren. In Hessen und
Thüringen, wo er selbst erst neue Bisthümer gründete, ergab es sich
von selbst, daß ihm als Erzbischof von Mainz auch die unmittelbare
bischöfliche Verwaltung dieses ausgedehnten Sprengels zufiel. Durch
seine frühere Verbindung mit dem' Bischof von Utrecht endlich und
seine ehemalige missionarische Thätigkeit in Friesland — zu wel-
cher er auch im Alter zurückkehrte und mit der er sein Leben als Mär-
tyrer beschloß 735 — war es leicht zu bewerkstelligen, daß auch der
friesische Sprengel unter die Oberaufsicht des Mainzer Erzbischofs
gestellt wurde (doch so, daß Utrecht, Tongern, Lüttich zunächst der be-
sondern Aufsicht des alten Kölner Erzbisthums untergeordnet war).
Und so war es nun in der That zwischen den germanischen Völker-
stämmen des jetzigen Deutschlands, die sich damals kaum unter ein-
ander verständigen konnten wegen ihrer verschiedenen Sprachformen,
und die in tausend Fehden an einander zu gerathen stets bereit wa-
ren, zu einer festen Einigung, zu einer haltbaren unzerreißlichcn Ver-
bindung gekommen. Das Erzbisthum Mainz mit den sämmtlichen
seiner Oberaufsicht untergebenen deutschen Bisthümcrn ist der feste Kern
geworden, um den sich Alles angesetzt hat, was seitdem zu Deutschland
noch hinzugekommen ist.
Die ganze großartige Thätigkeit des Bonifacius beschränkte sich
also auf den östlichen Theil des großen Frankenreichs, welches da-
mals Austrien oder Austrasien genannt wurde und außer den Rhein.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hessen Erzbis-
thum_Mainz Hessen Mainz Utrecht Friesland Utrecht Deutschlands Mainz Deutschland Frankenreichs Rhein
Xix. §. 6. Neue kirchliche Kölügsherrschast in Frankreich und in Italien. Zz5
ein Ende zu machen. Er wollte dem von Gott gestraften Geschlechte
die Krone rauben und sie auf sein eigen Haupt setzen, ohne zu be-
denken, daß er dadurch ähnlichen Fluch und Strafe Gottes auch über
seine eigne Nachkommenschaft herbeiführen werde. Vielleicht auf An-
regung des Bonifacius, wandte er sich mit dieser bedenklichen An-
gelegenheit an den Papst. Der Papst Zacharias (741 bis 752),
um der verfallenen Kirche im westlichen Frankenreich aufhelfen zu
können, entschied, es sei besser, daß der, welcher bereits die Gewalt
habe, nun auch den Königs titel führe. In Folge dieser unbefugten
Erklärung eines Bischofs in politischen Dingen ward 742 der letzte
blödsinnige Merovingerknabe Child er ich Iii. des königlichen Titels
für verlustig erklärt und Pipin zum König der Franken im Namen
des Papstes gesalbt. Ja als dann der folgende Papst Stephan
(752 bis 757) im Jahre 754 selber nach Frankreich kam, vollzog er
selbst die feierliche Krönung an Pipin und dessen Söhnen. So war
der Bund zwischen dem Oberhaupt der Kirche und dem weltlichen
Herrscher geschlossen. Treubruch und Anmaßung bildete die Grund-
lage, Ehrgeiz und Herrschsucht den Kitt und zufammenhaltenden Mör-
tel, da konnten die Früchte nicht heilbringend sein.
Den Dank für diesen wesentlichen Dienst trug Pipin dem Papst
zunächst in Italien ab. Papst Stephan war nämlich in Rom vom
Longobardenkönig Atstulf schwer bedrängt. Wehrlos, wie er war,
wandte er sich hülfesuchend an Pipin, und gleich als ob er selbst,
der Papst, jetzt die Rechte des ehemaligen Oberherrn von Italien, des
römischen Kaisers, in seiner Hand hätte, ernannte er — so schnell war
der Fortschritt auf diesem Wege politischer Anmaßung — sogleich den
Pipin zum Patricius von Italien, also zum Stellvertreter des römi-
schen Kaisers (das Vorspiel der spätern Uebertragung der Kaiserge-
walt an den Sohn Pipin's). Pipin zog dann auch wirklich nach
Italien, besiegte zweimal den Longobardenkönig, zwang ihn, das von
ihm eroberte Erarchat von Ravenna wieder herauszugeben, und stellte
das Gebiet mit seiner eigenthümlichen halb geistlichen halb weltlichen
Gerichtsbarkeit unter die Oberhoheit des Papstes, als des Nachfolgers
des heiligen Petrus. Dasselbe war mit der Stadt Rom und deren
Umgebiet der Fall. Damit war die Sache aber noch nicht zum Ab-
schluß gebracht. Nach Aistulf's Tode (756) fing sein Nachfolger
Desiderius die alten Neckereien und Gewaltthätigkeiten gegen den
Papst und dessen Gebiet wieder an. Aber auch Pipin's Sohn, der
große Karl (seit 768), hatte ein lebendiges Bewußtsein davon, nicht
bloß wie viel sein Haus dem Papste schuldig sei, sondern vornehmlich,
wie hoch nothwendig eine angesehene und einflußreiche Stellung des
Papstes für ihn selbst und die sittliche Befestigung seiner Herrschaft in
den Gemüthern seiner Unterthanen sei. Daneben mochte ihn der Besitz
des schönen Longobardenreiches locken. Es war eine der ersten Unter«
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Extrahierte Personennamen: Zacharias Stephan
( Stephan Desiderius Karl_( Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Gottes Frankreich Italien Rom Italien Italien Italien Ravenna Rom
336 Xix. §. 7. Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen.
nehmungen seiner thatenreichen Regierung (vorher hatte er schon das
Herzogthum Aquitanien völlig mit dem Frankenreich vereinigt 771),
daß er mit einein gewaltigen Heere die Alpen überschritt (773), die
Heerhaufen des Desiderius auseinanderwarf, ihn selbst in Pavia
gefangen nahm, nach Rom zog und dem Papst Hadrian I. (772
bis 795) den Schutz und die Schenkung seines Vaters von Neuem
zusicherte und sich dann selbst zum König des Longobardenreiches machte.
Nur die Herzogthümer Spoleto und Benevent blieben in longobardi-
schen Händen. Alle anderen Herzogthümer aber wurden aufgelöst und
fränkische Grafen (Gerichtsherren und Verwalter) über die einzelnen
Gaue gesetzt. Der Papst aber behielt in dem ihm überlassenen „Erbtheil
Petr" die eigne Gerichtsbarkeit unter der Schutzherrlichkeit (Schirm-
vogtei) des Frankenkönigs.
§. 7. Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen.
So sind wir denn bei Karl dem Großen angelangt, bei des-
sen Namen — es ist ja Gottlob ein echt deutscher Name — jedes
deutsche Herz höher schlägt. Denn ob er wohl viele andere Länder
mit seiner gewaltigen Hand beherrschte, so gehörte er doch nach Ab-
stammung und Sitte den Deutschen an und in Aachen war seine
Kaiserburg. Lassen wir, ehe wir sein Gesammtbild in bestimmten Zü-
gen uns vor die Seele rufen, erst seine einzelnen großen Thaten vor
unserm Auge vorübergehen, vor allen diejenigen, durch welche er sich
als Mehrer und Ausbreiter der Kirche über germanische und slavi-
sche Völkerschaften erwies. Da fällt unser Blick zunächst auf seinen
langwierigen(32jährigen)Kampfmit den heidnischensach sen. Es war
ein Kampf, der auf beiden Seiten mit einer Hartnäckigkeit, einer Todes-
verachtung, mit einer Leidenschaftlichkeit geführt wurde, wie er nur
zwischen deutschen Völkern möglich ist. Denn es war ein Kampf um
die höchsten Güter der Menschheit, um Glauben, Vaterland und Frei-
heit. Mit der unverbrüchlichsten Treue hingen die Sachsen Westfa-
lens und über Weser und Elbe hinaus bis zur Eider hin noch
an ihren altgermanischen Götzen, an ihrem Wodan, Thor und Freya,
und regelmäßig schlachteten sie ihre Gefangenen auf den alten heiligen
Steinen zu Ehren ihrer Götter. Die fränkischen Grenznachbaren der
Sachsen waren in beständiger Todesnoth vor den unablässigen wüthen-
den Einbrüchen dieser unzähmbaren Heiden. Zum Schutze der Grenze
hatte schon Pipin mehrere Feldzüge in Westfalen gemacht- Bei Karl
kam ein höherer Zweck hinzu: er wollte die Sachsen dem Herrn Chri-
stus und seiner Kirche unterwerfen. Aber als er 772 den Krieg be-
gann, da hatte er schwerlich gedacht, welche ungeheuren Anstrengun-
gen und Opfer er erfordern würde. In offenen Feldschlachten hielten
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Freya Karl Karl
Xix. §. 7. Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen. 337
die Sachsen zwar selten Stand, aber was halfen alle verheerenden
Einfälle der Franken in ihr Gebiet, was halfen die Priester und
Missionare im Gefolge der fränkischen Heere, was halfen die Zwing-
burgen und Besatzungen, die Karl zurückließ? So wie er selbst mit
der Hauptheeresmacht den Rücken gewendet und in anderen Theilen
seines weitläuftigen Reiches beschäftigt war, flammte auch der Frei-
heitsdrang und heidnische Fanatismus der Sachsen wieder auf. Die
Priester wurden geschlachtet, die Burgen zerstört, die Besatzungen
niedergemetzelt und wieder und wieder mußte Karl von Neuem beginnen.
Er ließ ihre Edlen und Herzoge sich huldigen und Treue geloben,
aber ihr Treuschwur galt nur so lange er unter ihnen war. Er ließ
zum abschreckenden Beispiel ihrer 4500 als Rebellen niedermetzeln,
aber die Blutrache forderte nur zu desto wilderen Thaten auf. Er
zwang sie, sich zu Hunderten und Tausenden taufen zu lassen, aber
den Haß gegen das fränkisch-römische Joch des Christenthums konnte
er durch das Wasser der Weser nicht austilgen. Nicht eher bekam
er Ruhe, als bis er sie bis zu ihren alten Stammsitzen zwischen Elbe
und Eider verfolgt, ihnen Gau für Gau bezwungen und abgerunaen
und Alles unter den eisernen Mechanismus der fränkischen Reichs-
verfassung und die strenge Organisation der römischen Kirche gezwun-
gen hatte. Erst 804 war das mannhafte Volk gebrochen, und die
Aufstände und Widerstandsversuche hatten ein Ende erreicht.
So sehr es auch das christliche Gemüth empört, wo mit dem
Schwert in der Faust einem heidnischen Volke das Christenthum aus-
gezwungen werden sott, so dürfen wir doch nicht die heilsamen Früchte
verkennen, welche durch Gottes Barmherzigkeit aus dieser rohen und
gewaltsamen Weise eines nicht genugsam geläuterten Glaubenseifers
hervorgegangen sind. Denn kaum hat es in der Folgezeit ein treueres,
innigeres und gründlicher bekehrtes Christenvolk gegeben, als das Sach-
senvolk. Wir wollen ja nicht vergessen, wem wir die „sächsische" Re-
formation zu danken haben. Nur sind freilich solche Früchte nicht
durch das Blinken des Schwertes gezeitigt. Aber als Karl in dem
eroberten Lande aller Orten Kirchen und Klöster anlegen ließ, als er
zahlreiche Lehrer und Prediger überall hin vertheilte, als er die säch-
sischen Bisthümer gegründet hatte, zu Bremen und Verden, zu Minden
und Paderborn, zu Münster und Osnabrück, und nun die geordnete
Predigt und der missionarische Unterricht mit aller Sorgsamkeit geist-
licher Pflege das Land erfüllte, da fand der süße Trost des Evange-
liums viele viele zerbrochene und geknickte Gemüther, und floß wie
Balsam in die tiefen Wunden, die Karl's furchtbares Schwert ihnen
geschlagen hatte. Ihre heimischen Götter vernichtet, ihre Heiligthümer
zerstört, ihre wilde Tapferkeit überwunden, ihre vaterländischen Sitten
und Rechte verachtet, ihre Freiheit unwiederbringlich dahin — wie
v. Rohden, Leitfaden. 22
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_von_Neuem Karl Karl Karl
3-18 Xix. §. 13. Ludwig der Fromme (814—840) und Anschar.
Es ist nur noch ein Mann aus der Weltgeschichte bekannt, dem
Gott der Herr eine ähnliche Ausgabe gestellt hatte, wie Karl dem
Großen, und der sie mit gleichem Erfolge löste. Das ist, wie wir auch
früher schon darauf aufmerksam gemacht haben, Alexander der Große
(vgl. S. 140 ff.). Viele andere ausgezeichnete und ruhmvolle Männer hat
es gegeben und große Thaten haben sie gethan, sei es auf dem Gebiet
der Staatskunst oder der Wissenschaft, mit der Feder oder mit dem'
Schwert. Aber so tief in das Völkerleben eingegriffen, so der ganzen
Zeit ein neues Gepräge aufgedrückt, so der geschichtlichen Entwicklung der
Menschheit eine neue und entschiedene Richtung gegeben, so selbstbewußt
und klaren Auges ein bestimmtes, neues, großes Ziel verfolgt und er-
reicht haben nur diese beiden Männer Alexander und Karl. Was
keinem Zeitgenossen oder Vorgänger hatte gelingen wollen: die Ver-
mischung und Durchknetung zweier völlig verschiedener und sich fremd
gegenüberstehender Völkermassen, das gelang Alexander, da er die
Griechen unter die Orientalen mischte, das gelang Karl, da er die
Germanenkrast auf die altrömische Bildung pfropfte, sie unter die Zucht
der römischen Kirche zwang. Wohl ist und bleibt es unmöglich, daß
Thon und Eisen zu einer neuen wohlzusammenhängenden Masse völlig
in einander geschweißt werden. Aber soweit solche verschiedene, sich
fliehende Bestandtheile mit einander verbunden werden können, ist es
durch die genialen Veranstaltungen, durch die praktische Tüchtigkeit und
eiserne Consequenz der beiden großen Männer geschehen. Durch Alexan-
der's Wirksamkeit begann die nähere und letzte 300jährige Bereitung
der orientalischen und griechischen Völker zur Aufnahme des Christen-
thums. Mit Karl's langjähriger und glänzender Regierung begann
die langsamere weil schwerere 700jährige Bereitung des germanischen
Volks zur Aufnahme des biblischen, des gereinigten, des evangelischen
Christenthums. In ihrem Charakter, in ihrem Wesen, in ihrer äußern
Erscheinung, wie viel Aehnlichkeit bieten beide Männer, wie ist der
Seelenadel ihrer ganzen Persönlichkeit so sichtbar aufgedrückt, nur mit
dem Unterschiede, Alexander war ein heidnischer Grieche und Karl
ein germanischer Christ.
§. 13. Ludwig der Fromme (814 — 840) und Anschar, der
Apostel des Nordens (865).
Die schwächliche Regierung von Karl's einzig überlebendem
Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen (814 — 840) machte
den Verlust des großen Kaisers um so empfindlicher. Er war ein
undeutscher, von aquitanisch-römischen Einflüssen ganz beherrschter
Mann, voll guten Willens, die Kirche zu fördern und die Geistlichkeit
zu stützen und ehren; aber ohne Kraft und ohne Weisheit. Es ist
wahr, die Kirche hat seinem persönlichen Eifer alle Gerechtigkeit
widerfahren lassen, indem sie ihn den Frommen hieß. Allein in Wirk-
lichkeit vermochte er durchaus nicht, sie auch nur bei ihren Rechten
und Besitzungen zu schützen. Der unselige Krieg wider seine eignen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Karl_dem
Großen Karl Alexander_der_Große Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Karl Karl Alexander Alexander Karl Karl Ludwig Apostel Ludwig Ludwig
Xix, §. 13. Ludwig der Fromme (814 — 840) und Anschar. 349
Söhne (Lothar, Pipin, Ludwig der Deutsche und Karl der
Kahle), den er selbst durch seine unzeitigen und unzuverlässigen Thei-
lungspläne herbeiführte, lähmte seine Macht ganz und gar, brachte
aber den Bischöfen und Aebten unerhörte Vergewaltigungen bald
durch die eine, bald durch die andere Partei. Schon war davon die
Rede, wie einst zu Pipin's Zeiten die Hälfte, so jetzt alles Kir-
chengut einzuziehen. Und wie ihre Besitzthümer rauben, so wollte man
die Bischöfe ihrer Rechte entkleiden, ihre Sprengel zerreißen, ihre
geistliche Gerichtsbarkeit in Abrede stellen, ihre Verbindung mit dem
Papste beeinträchtigen. Wie wenig Ludwig beim besten Willen
solchem Unwesen seiner Söhne und Großen zu steuern und kräftig
einzugreifen vermochte, sieht man am klärlichsten aus der Stiftung
des Erzbisthums Hamburg oder Bremen. Ludwig hatte die vor-
treffliche Absicht, in den nördlichsten Gegenden Deutschlands eine feste
geistliche Gründung aufzurichten, von der aus, gleich wie von dem
Erzbisthum Salzburg zu den heidnischen Slaven und Avaren, so zu
den Dänen und Schweden eine kräftige Missionsthätigkeit auö-
gehen möchte. Aber anstatt Anderen einen Halt und feste Zuflucht zu
bieten, anstatt der Stützpunkt eines erfolgreichen Angriffs gegen das
nördliche Heidenthum zu sein, ward das Erzbisthum selber überfallen,
geplündert, vergewaltigt, und der Erzbischof konnte sich so wenig
vor Hunger und Mangel schützen, daß am Ende ein Kloster in Flan-
dern aufgesucht und ihm geschenkt werden mußte, damit er von dort-
her wenigstens sein tägliches Brod ziehen könne. In späterer Zeit
wurde dadurch etwas besser für das Erzbisthum gesorgt, daß das
Bisthum Bremen, welches bisher zu der Kölner Erzdiöcese gehört
hatte, mit Hamburg vereinigt wurde (849). Seitdem residirte der
Hamburger Erzbischof gewöhnlich in Bremen. Aber die große Be-
deutung für die nordische Mission, welche ihm zugedacht war, konnte
dieser Bischofssitz niemals gewinnen.
Die Missionsunternehmung nach Dänemark und den übrigen
nördlichen Ländern war veranlaßt durch das Hülfsgesuch eines vertrie-
benen dänischen Fürsten, der um 826 zu Ludwig dem Frommen an
den Hof nach Ingelheim kam, sich mit seiner ganzen Begleitung taufen
ließ, und zur weitern Unterweisung für sich und für sein Volk sich
einige geschickte Lehrer erbat, die er mit nach Dänemark nehmen könnte.
An schar, ein Mönch aus dem Kloster Corvey, wurde mit einem an-
dern Mönch zu diesem Amte auscrsehen. Aber er hatte es kaum an-
getreten und in Dänemark seine Wirksamkeit begonnen, als der Fürst,
der ihn beschirmte, schon wieder vertrieben und ihm selbst alle Thätig-
keit in Dänemark untersagt wurde. Da versuchte er es in Schwe-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Kahle Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig